In diesem Wintersemester fand ein weiteres Praxisseminar an der Universität Hannover statt, dass unser Projekt zur Aufarbeitung des Nationalsozialismus ergänzte. Im Vordergrund stand dieses Mal die direkte Nachkriegszeit. Das Seminar endete am 5. Juli mit einem mehrstündigen Blockseminar in Bad Pyrmont, bei dem die Studenten ihre Ergebnisse vortrugen.
Das Seminar fand an einem besonders passenden historischen Ort statt: Dem Quäkerhaus in Bad Pyrmont. Nachdem die Teilnehmer von einem der Mitbegründer der Pyrmonter Quäkerkolonie in Friedensthal, Ludwig Seebohm, persönlich begrüßt wurden (passenderweise fand an dem selben Wochenende der Pyrmonter Fürstentreff statt, bei dem historisch gekleidete Personen, die berühmten Pyrmonter Kurgäste und Persönlichkeiten wieder lebendig werden lassen), referierte einer der Teilnehmer, Tom Binner, über Otto Buchinger. Der Pionier auf dem Gebiet des Heilfastens eröffnete 1936 eine erste Fastenklinik in Bad Pyrmont. Neben dem Ehepaar Friedrich war er außerdem der engagierteste Quäker seiner Zeit.
Marie Holtin untersucht gerade für ihre Masterarbeit das Image Bad Pyrmonts während des Nationalsozialismus, das auffällig unpolitisch zu sein scheint. Bezeichnend ist jedoch, dass sich die Verantwortlichkeiten bei der Imagebildung zugunsten der Partei verschieben und dass Bürgermeister Hans Zuchhold eine immer zentralere Rolle einnimmt.
Robin Tammen hat die Entstehungsgeschichte des Denkmals für die Gefallenen des Ersten Weltkriegs näher untersucht, dessen Grundsteinlegung und Einweihung propagandistisch inszeniert wurden.
Franz Neuhaus leistet gerade für das Projekt essentielle Grundlagenarbeit. Er transkribiert die lange verschollenen geglaubten Ratsprotokolle und berichtete von den Tücken alter Handschriften und gab einen ersten Überblick über die Inhalte der Protokolle. Aileen Meyer und Daniel Kreutz gaben zum Schluss einen ersten Überblick über die Quellenlage zu Kurkliniken und zur Flüchtlingsunterbringung in der direkten Nachkriegszeit in Bad Pyrmont.
Besonders fruchtbar war der Austausch mit den Gästen, die extra zu dem Seminar gekommen waren. Zu den lokalen Experten gehörten Jan Timmer (Kreisarchivar des Landkreises Hameln-Pyrmont), Dr. Dieter Alfter (Stadtarchivar der Stadt Bad Pyrmont), Jörg Schade und Carl-Herbert Braun (Pyrmonter Theater Companie), Adelheid Ebbinghaus (Heimatbund Bad Pyrmont) sowie Vertreter der lokalen Quäkergemeinde. Besonders gefreut haben sich die Organisatoren über die Teilnahme von PD Dr. Lu Seegers, Leiterin der Schaumburger Landschaft und Herausgeberin der Publikation „Kurorte in der Region - Gesellschaftliche Praxis, kulturelle Repräsentationen und Gesundheitskonzepte vom 18. bis zum 21. Jahrhundert“ sowie von dem gebürtigen Bad Pyrmonter Prof. Dr. Michael Wildt, bis April 2022 Professor für Deutsche Geschichte im 20. Jahrhundert mit Schwerpunkt im Nationalsozialismus am Institut für Geschichtswissenschaften der Humboldt-Universität zu Berlin. So konnten viele lokale Aspekte in einen größeren Gesamtzusammenhang eingeordnet werden und die Stundeten erhielten wertvolle Hinweise für ihre weitere Recherche.
Museum Bad Pyrmont
Schloßstraße 13
31812 Bad Pyrmont
Telefon 05281 606771
Telefax 05281 969126
E-Mail: info@museum-pyrmont.de
Öffnungszeiten
täglich außer montags
von 10 bis 17 Uhr
Bitte beachten Sie die Hinweise zu den Feiertagen.
Eintrittspreise
Erwachsene 4 €
Kurgäste und Schwerbehinderte 3 €
Schüler, Studenten und Arbeitslose 2 €
Gruppen ab 10 Personen 2,50 € pro Person
Familienkarte 8 €
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