Neubau des Barockschlosses als Fürstliche Sommerresidenz

Neubau des Barockschlosses

Neubau des Barockschlosses als Fürstliche Sommerresidenz

Fast genau 20 Jahre nach dem Ende des Dreißigjährigen Krieges erfolgte unter den Grafen von Waldeck, die 1625 durch Erbschaft in den Besitz der begehrten Grafschaft Pyrmont gelangt waren, planmäßig der Aufbau des bedeutenden Kur- und Badeortes Pyrmont. Im Jahre 1668 wurde Graf Georg Friedrich von Waldeck (1620-1692), der 1682 von Kaiser Leopold I. (1640-1705) in den Reichsfürstenstand erhoben wurde, durch den Pyrmonter Hauptvergleich mit dem Bistum Paderborn endgültig der Teil der Grafschaft Pyrmont mit den berühmten Heilquellen zugesprochen und die einstige Residenzstadt Lügde verblieb dagegen im Besitz des Bischofs von Paderborn Ferdinand von Fürstenberg (1626-1683).

Damit war die grundlegende Basis zum Ausbau Pyrmonts zu einem der berühmtesten Kur- und Badeorte Europas ab der Mitte des 17. Jahrhunderts durch das FürstenhausWaldeck und Pyrmont gelegt. Das im Dreißigjährigen Krieg doch stark beschädigte Weserrenaissance Schloss wurde Anfang des 18. Jahrhunderts abgetragen und es entstand auf den alten Fundamenten eine „zeitgemäße und moderne“ Sommerresidenz, die Fürst Friedrich Anton Ulrich (1676-1728) in den Jahren 1706 bis 1710 errichten ließ.

Die Bauleitung des Barockschlosses lag in den Händen des wohl aus Hannover stammenden Baumeisters Joseph Falcke. Ab 1721 wurde das Schloss durch den Fürstlichen Baudirektor Julius Ludwig Rothweil (1676/77-1750) weiter verändert und es entstanden zwei Jahre später das Kommandantenhaus direkt hinter der Fürstlichen Sommerresidenz sowie die beiden Kavaliershäuser auf dem südlichen Schlosswall. Im Dreiecksgiebel des Kommandantenhauses befindet sich eine bemerkenswerte Einzeiger-Räderuhr aus dem Ende des 16. Jahrhunderts, die ursprünglich ihren Platz im Archivturm des vorherigen Weserrenaissance Schlosses gehabt haben soll.

Julius Ludwig Rothweil, der als höchster Regierungsbeamte der Grafschaft Pyrmont das Kommandantenhaus als Dienst- und Privatwohnung nutzte, ließ neben der Renovierung der alten Festungsmauern gleichzeitig auch die Escarpenmauern sowie das barocke Lusthaus über der Eckbastion erbauen, in dem später das Sagenumwogene große Bett der Grafen von Gleichen aufgestellt wurde, indem der Graf von Gleichen mit seinen angeblich zwei Frauen geschlafen haben soll.

Im Jahre 1726 wurde im nördlichen Schlosshof ein umfangreiches Magazingebäude erbaut, das kurze Zeit später abbrannte und nicht wieder aufgebaut wurde. Nach 1765 erfolgte eine weitreichende Umgestaltung und Vergrößerung des Fürstlichen Schlosses durch Baumaßnahmen, die von Franz Friedrich Rothweil, ein Sohn des Julius Ludwig Rothweil, geleitet und ausgeführt wurden. Besonders beeindruckend ist der Tischbeinsaal der Beletage des Schlosses, der in dieser Zeit mit Gemälden von Johann Heinrich Tischbein d.Ä. vorzüglich ausgestattet worden ist.


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