Museumskonzept

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konzepte

Museum im Schloss - Museumskonzept

Das Leitbild des Museums im Schloss gibt den ideellen Rahmen der Tätigkeit des Museums vor. Das Museumskonzept soll verschiedene praktische Parameter in der alltäglichen Museumsarbeit zusammenfassen und strukturieren. Dies betrifft aktuell vor allem die Punkte, auf denen in der praktischen Arbeit der Schwerpunkt liegt. Diese Schwerpunkte werden vor allem durch die knappe Personaldecke bestimmt. Wünschenswert ist es, in Zukunft weitere Handlungsfelder des Museums abzustecken und zu intensivieren. Die behandelten Aspekte werden darüber hinaus im Sammlungskonzept, Sammlungspflegekonzept, Dokumentationsplan und im Vermittlungskonzept weiter vertieft.

 

1.   Geschichte des Museums

 

Bereits 1893 regte der Pyrmonter Kurverein die Gründung eines Heimatvereins an. Zunächst gründete sich 1908 ein Museumsverein. Über die Zeitung wurde die Bevölkerung dazu aufgerufen, sich aktiv am Aufbau eines Museums zu beteiligen. Bereits 1910 fand eine erste Ausstellung im kleinen Lesesaal des Kurhauses statt, bis dieses einem Brand zum Opfer fiel. Nachdem das Privathaus des engagierten Heimatforschers Friedrich Gehrs als vorübergehender Aufbewahrungsort genutzt wurde, ging die Sammlung 1914 in den Besitz der Stadt Bad Pyrmont über. Sie wurde zeitweise ausgestellt und 1926 auf dem Dachboden der Volksschule eingelagert. 1929 übernahm der Lehrer Götte ehrenamtlich die Betreuung der Sammlung. Nach einem kurzen Gastspiel in der Sparkasse konnte diese ab 1930 in der Wandelhalle präsentiert werden. 1958 zog das Museum in die Räume des Fürstenhofs. 1987 wurde das Museum professionalisiert und befindet sich seitdem in den historischen Räumen des Schlosses Pyrmont. Bereits im Vorfeld der Neueröffnung wurde die Sammlung durch Schenkungen und gezielte Ankäufe erweitert, was seitdem kontinuierlich weiter geschieht. Es finden außerdem regelmäßig Sonderausstellungen zu verschiedenen Schwerpunkten statt. 2015 wurden Eingangsbereich und Dauerausstellung erstmals komplett neu gestaltet.


 

2.   Rahmenbedingungen


Rechtlicher Status

Das Museum im Schloss ist eine unselbstständige Einrichtung der Stadt Bad Pyrmont.

 

Finanzielle Grundlagen

Die Finanzierung des Museums erfolgt über den Haushalt der Stadt Bad Pyrmont im Bereich der freiwilligen Leistungen. Das Museum generiert eigene Mittel über Eintritte, Verkäufe im Museumsshop und Spenden. Projektbezogen erhält das Museum finanzielle Unterstützung durch den Museumsverein im Schloss Pyrmont e. V. und über Drittmittel.

 

Gebäude

Das Museum befindet sich in der barocken Sommerresidenz der Fürsten von Waldeck und Pyrmont auf den Resten einer Festungsanlage der Renaissance. Die gesamte Schlossinsel ist eine Liegenschaft des Landes Niedersachsen und wird vom Staatlichen Baumanagement Weser-Leine betreut und vom Kuratorium Schloss Pyrmont verwaltet. Das Kuratorium setzt sich aus dem Staatsbad Pyrmont des Landes Niedersachen, dem Landkreis Hameln-Pyrmont und der Stadt Bad Pyrmont zusammen.

Im Schloss befinden sich neben dem Museum noch Büros des Staatsbads Pyrmont. Die Beletage des Schlosses kann von allen drei Partnern des Kuratoriums gleichermaßen genutzt werden. Das Museum nutzt diesen Bereich zur Präsentation von Sonderausstellungen und für Veranstaltungen, wie Vorträge oder Ausstellungseröffnungen. Die anderen Partner nutzen die Räume gelegentlich ebenfalls für Veranstaltungen. Außerdem finden im sogenannten Tischbeinsaal regelmäßig standesamtliche Trauungen statt.

Das Museum präsentiert in der ersten Etage die Dauerausstellung zur Stadt- und Badgeschichte. Die Beletage und die Studiogalerie werden für Sonderausstellungen genutzt. Die Räume bieten ein besonderes Ambiente, in denen gerade historische Objekte besonders gut zur Geltung kommen. Ebenso schaffen z. B. Kunstausstellungen häufig einen interessanten Dialog oder spannenden Kontrast zu den historischen Räumen. Dies muss bei der Ausstellungsplanung stets berücksichtigt werden, genauso wie der Denkmalschutz, der zahlreiche bauliche Maßnahmen oder Installationen nicht zulässt. Schwierig ist es zum Teil, konservatorisch angemessene Bedingungen für die Exponate zu schaffen. Beispielsweise bieten die großen historischen Fenster keine Isolierung, sodass es zu größeren Temperaturschwankungen kommen kann, und auch eine Verdunkelung der Räume ist kaum zu realisieren.

In der dritten Etage befinden sich die Büroräume, Werkstatt, Teeküche und das Depot. Der Dachboden sowie ein weiteres Gebäude in der Stadt wird für die Lagerung von Ausstellungstechnik und weniger empfindlichen Objekten genutzt. Diese beiden Lagerstätten sind vor allem aufgrund der klimatischen Situation und auch unter Sicherheitsaspekten gänzlich ungeeignet. Das Museum bemüht sich hier in Absprache mit der Stadt Bad Pyrmont eine geeignete Alternative zu finden.

 

Personal und Verwaltung

Das Museum verfügt über fünf Planstellen:

·        Museumsleitung (39 Stunden)

·        Museumstechnik (39 Stunden)

·        Verwaltung (28 Stunden)

·        Kassendienst und Verwaltung (39 Stunden)

·        Kassendienst (16 Stunden).


Darüber hinaus schafft das Museum gemeinsam mit dem Verein „Arbeit und Integration Bad Pyrmont e. V.“ zeitlich befristete Stellen für Langzeitarbeitslose. Das Museum wird regelmäßig von ehrenamtlichen Helfern unterstützt und bietet Schülern und Studenten die Möglichkeit, Praktika im Museum zu absolvieren.

Die Personaldecke des Museums ist äußerst knapp bemessen. Eine Reduzierung des Personals oder bereits die Reduzierung der Arbeitszeiten würde unweigerlich zur Einschränkung der Museumsöffnungszeiten und zum Qualitätsverlust aller anderen Arbeiten im Museum führen. Eine Aufstockung des Personals ist vor allem in den Bereichen Sammlung und Museumspädagogik wünschenswert, da diese Bereiche aktuell nur nebenbei betreut werden können.

Da das Museum eine unselbstständige Einrichtung der Stadt Bad Pyrmont ist, ergibt sich eine enge Zusammenarbeit mit der Stadtverwaltung. So erfolgt beispielsweise die Buchhaltung über das Rathaus. Alle Entscheidungen werden mit dem Fachgebiet abgestimmt. Grundlegende Entscheidungen werden außerdem in den Kultur- und Sportausschuss des Stadtrates eingebracht.


 

3.   Aufgaben des Museums

Das Museum ist ein Ort der Dokumentation, Forschung, Information und Kommunikation, der vielfältige Aufgaben im kulturellen Leben wahrnimmt. Seine Aufgabe besteht in der Akkumulation von aussagefähigen Gegenständen und Dokumenten, die als Basis für die Vermittlung historischer, landeskundlicher und kultureller Inhalte dienen können. Sein Schwerpunkt liegt dabei auf der Stadt Bad Pyrmont.

Alle Sammlungen und Forschungen stehen grundsätzlich allen interessierten Bürgern als Informationsquelle zur Verfügung. Die Museumsarbeit orientiert sich an den ethischen Richtlinien für Museen wie sie 1986 durch die ICOM im „Code of Ethics for Museums“ definiert wurden.

 

Sammeln

Die Kernaufgabe ist die Sammlung originaler Zeugnisse aus der Geschichte, der Kultur und der Natur Bad Pyrmonts. Sie dient der Bewahrung und Dokumentation für kommende Generationen. Die Sammlungstätigkeit erfolgt zielgerichtet und kontinuierlich und ist bestrebt, originale Objekte - vorzugsweise Unikate - dauerhaft in den Besitz und in das Eigentum des Museums zu überführen (siehe Sammlungskonzept).

 

Bewahren

Das gesammelte Museumsgut wird, soweit möglich, in konservatorischer angemessener Form aufbewahrt bzw. gepflegt (siehe Sammlungspflegekonzept).

 

Erforschen/Dokumentieren

Die kulturgeschichtlichen bzw. naturkundlichen Hintergründe der Objekte bzw. ihre Fund- oder Entstehungszusammenhänge werden durch Bild-, Text- und Tonmaterial möglichst umfassend dokumentiert und nach und nach für die zielgerichtete Recherche erschlossen.

Des Weiteren ist das Museum bestrebt, den Kontext seiner Sachüberlieferung zu erforschen und zu vermitteln. Auch andere lokal und regional bedeutsame Besonderheiten können Gegenstand der Forschung sein. Die Ergebnisse werden in der Datenbank kuniweb des Landes Niedersachsen digital erfasst und sollen so über das Portal „Kulturerbe Niedersachsen“ einer noch breiteren Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden.

 

Vermitteln

Die Inhalte der Dokumentationen und Materialsammlungen werden alters- und zielgruppenspezifisch kontinuierlich und aktiv durch Ausstellungen, Führungen, Vorträge, museumspädagogische Angebote für Kinder und Jugendliche etc. vermittelt (siehe Vermittlungskonzept).

 

Ausstellen

Das Museum zeigt seine bedeutendsten Bestände in dauernden oder wechselnden Ausstellungen. Hierbei werden die Objekte dem Betrachter in möglichst unmittelbarer, informativer und anschaulicher Weise präsentiert. 

Die 2015 vollständig neugestaltete Dauerausstellung zur Stadt- und Badgeschichte Pyrmonts präsentiert sich im modernen frischen Gewand und lässt die vielfältige Historie des Badeortes eindrucksvoll lebendig werden. Dennoch muss die Dauerausstellung regelmäßig kritisch hinterfragt und bei Bedarf abgeändert bzw. neu konzipiert werden.

Darüber hinaus sollen in den Sonderausstellungen immer wieder historisch, gesellschaftlich und künstlerisch relevante Themen aufgegriffen werden, die unterschiedliche Zielgruppen ansprechen, neugierig machen und den eigenen Erfahrungshorizont erweitern. Dabei sollen sowohl Ausstellungen mit regionalem Bezug als auch Ausstellungen mit einer allgemeingültigen Relevanz aus verschiedenen Disziplinen gezeigt werden (siehe Vermittlungskonzept).

 


4.   Öffentlichkeitsarbeit


Die Arbeit des Museums ist kein Selbstzweck, sondern dient den Belangen der Bürgerinnen und Bürger sowie der Gäste Bad Pyrmonts und allen Interessierten. Die Öffentlichkeitswirksamkeit ist eine wichtige Säule der Arbeit des Museums.

Ziele sind daher

  • ein möglichst breites und abwechslungsreiches Angebot an die unterschiedlichsten Bevölkerungsgruppen durch Sonderausstellungen, Veranstaltungen, Führungen, Exkursionen, Publikationen etc. anzubieten und zu kommunizieren,
  • eine in Abwägung mit Sicherheitsbelangen und langfristigen Interessen größtmögliche Öffnung der Sammlungen für die wissenschaftliche und publizistische Nutzung,
  • eine allen legitimen Interessen gleichermaßen dienende, unabhängige Information und Beratung zur Geschichte, Kultur und Landeskunde,
  • über die Presse, den eigenen Internetauftritt und soziale Medien so viele Menschen wie möglich zu erreichen, sie über die Aktivitäten des Museums zu informieren und neugierig zu machen.

 


5.   Kooperationen


Kooperationen nehmen für das Museum einen besonders wichtigen Stellenwert ein. Das Museum versteht sich als wichtige Säule des kulturellen Lebens sowie der historisch-politischen Bildung in der Stadt. Aufgrund der knappen personellen Aufstellung (vor allem im Bereich der Vermittlung, siehe dazu das Vermittlungskonzept) und der lokalen Struktur ist eine enge Verknüpfung des Museums mit anderen Partnern essentiell:


  • Der Museumsverein im Schloss Pyrmont e. V. fördert das Museum in allen Belangen rund um die Sammlung, den Erhalt von Zeugnissen zur Kunst- und Kulturgeschichte, zur Geschichte und Volkskunde Bad Pyrmonts sowie der Förderung des Interesses an den bildenden und angewandten Künsten. Darüber hinaus beteiligt sich der Museumsverein an den museumspädagogischen Arbeiten und weiteren kulturellen Veranstaltungen auf der Schlossinsel.
  • Das Museum pflegt regelmäßigen Kontakt zu Bad Pyrmonter Schulen, Kitas sowie dem Kinder- und Jugendbüro der Stadt, um museumspädagogische Angebote abzustimmen. 
  • Das Museum ist Mitglied in verschiedenen Fachverbänden (Museumsverband für Niedersachsen und Bremen e. V., Museumsinitiative OWL und der Museumslandschaft Hameln-Pyrmont e. V.). Die Angebote werden von den Mitarbeitern regelmäßig wahrgenommen. Besonders mit der Museumslandschaft Hameln-Pyrmont besteht ein aktiver Austausch, da die Museumsleiterin im Vorstand des Vereins mitarbeitet. Der Verein realisiert z. B. die jährliche Museumssommernacht, die zu einem wichtigen Publikumsmagnet geworden ist und neue Besuchergruppen anspricht. Innerhalb der Museumslandschaft besteht zum Museum Hameln, als zweitem hauptamtlich geführten Museum, ein besonders intensiver kollegialer Austausch.
  • Im Bereich der Öffentlichkeitsarbeit und des Marketings arbeitet das Museum eng mit den Tourismusverbänden Weserbergland Tourismus und der Bad Pyrmont Tourismus GmbH zusammen. Darüber hinaus besteht eine enge Zusammenarbeit mit dem Staatsbad Pyrmont zur Förderung und Vermarktung der gesamten Schlossinsel in Bad Pyrmont. Flyer und Plakate werden vor Ort in zahlreichen Geschäften und Kliniken ausgelegt. Das Schloss ist außerdem Mitglied in dem Marketingverbund „Sieben Schlösser im Weserbergland“.
  • Projektbezogen arbeitet das Museum regelmäßig mit verschiedenen Akteuren und Vereinen in der Stadt zusammen. Dazu gehören beispielsweise die Stadtbibliothek Bad Pyrmont, die städtische Wirtschaftsförderin, die Bad Pyrmonter Theater Companie, die Musikschule Bad Pyrmont oder das Café KNOPFBOCK im Schloss. Ziel ist es, in gemeinsamen Aktionen Personen und Kompetenzen zu bündeln, neue und ansprechende Formate zu realisieren und dadurch ein breites und diverses Publikum anzusprechen. Eine lockere Zusammenarbeit besteht darüber hinaus mit anderen Vereinen, wie dem DRK oder der Bad Pyrmonter Tafel. Für diese Vereine werden regelmäßig zielgruppenspezifische Führungen angeboten.


Die Kooperationen sollen nicht nur fortgeführt und verstetigt, sondern nach Möglichkeit auch ausgebaut werden. Dabei ist das Museum genauso offen für neue Ideen wie für neue Projektpartner, solange sie mit den Zielen und Grundsätzen des Museums vereinbar sind.

 

 

6.   Perspektiven

 

Als Bewahrer des kulturellen Erbes der Stadt Bad Pyrmont, als Säule der kulturhistorischen Bildung und nicht zuletzt als touristische Attraktion ist das Museum ein essentieller Bestandteil der städtischen Struktur und richtet seine Arbeit entsprechend auch für die Zukunft langfristig mit einer Perspektive auf viele Jahrzehnte aus. Insofern ist die weitere Finanzierung durch die Stadt Bad Pyrmont - auch als freiwillige Leistung - unerlässlich. Dabei gilt es, sich auch weiterhin den sich wandelnden gesellschaftlichen und technologischen Herausforderungen zu stellen und die Museumsarbeit auf dem Stand der Zeit weiterzuentwickeln.

 


7.   Gültigkeit des Museumskonzepts

 

Das vorliegende Museumskonzept wurde von Melanie Mehring und Alexander Frede 2020 verfasst und mit den Museumsmitarbeitern besprochen. Es wurde mit der Verwaltung und der Lokalpolitik abgestimmt und im Kultur- und Sportausschuss am 8. September 2020 einstimmig verabschiedet. Das Museumskonzept wird regelmäßig von der Museumsleitung überprüft und ggf. angepasst. Das Konzept ist gültig bis zur Erneuerung des Museumsgütesiegels 2027.


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