Die Die Pyrmonter Theater Companie und das Museum im Schloss lockten am 17. und 18. Juni über 300 Besucher in die Kronen Lichtspiele zu zwei besonderen Kino Vorstellungen.
Für ein größeres Forschungs- und Ausstellungsprojekt hat Jörg Schade von der Theater Companie mit viel Hartnäckigkeit und Zeitaufwand mehrere filmische Zeitdokumente aus den 1920er und 30er gefunden und zusammen mit dem Museum, dem Museumsverein, dem Niedersächsischen Filminstitut und dem Staatsbad Pyrmont restaurieren und digitalisieren lassen. Dass diese Filme aus den Anfängen des bewegten Bildes überhaupt fast 100 Jahre überdauert haben ist schon eine Besonderheit. Dass Sie qualitativ dann auch noch so hochwertig sind, ließ den Besuchern schon am Freitagnachmittag im ausverkauften Kino den Atem stocken.
Los ging es mit einem Filmausschnitt von Adolf Grimm, einem Bad Pyrmonter Hobbyfilmer und späterem Leiter der Pyrmonter Bildstelle, aus dem Jahr 1938. Zu sehen gab es verschiedene Szenen aus dem Kurpark: die prächtigen Bepflanzungen, Kurgäste in ihrem feinsten Zwirn und junge Damen, die sich zum Plausch auf eine Bank zurückgezogen haben. Das Einzigartige: der Film ist in Farbe – eine absolute Rarität in dieser Zeit.
Auch im zweiten Filmausschnitt war der Kurpark das Zentrum des Geschehens, doch diesmal ganz anders: Es handelte sich um den UFA Spielfilm „Die Heilige und ihr Narr“ aus dem Jahr 1935. Die Handlung dieser „Schmonzette“ spielt an der italienischen Riviera. Die Reise ins ferne Italien war jedoch damals für eine ganze Filmcrew sehr aufwendig und teuer. Regisseur Hans Deppe kannte Bad Pyrmont bereits von seinen Dreharbeiten zu „Ferien vom ich“ ein Jahr zuvor und brachte den Palmengarten als günstigere Alternative ins Rennen. Zusammen mit ein paar italienisch aussehenden Statisten und ein paar Gegenschüssen an der italienischen Küste war der Eindruck perfekt: Bad Pyrmont an der Riviera.
Das Highlight des Kinobesuchs war aber zweifelsfrei der „Propagandafilm“ der Bad Pyrmont AG von 1924. In knapp 20 Minuten wurde alles aufgefahren was das moderne Kurbad Pyrmont zu bieten hatte: Moorbäder, Inhalatorien, die nagelneue Wandelhalle, Reitsportveranstaltungen und sogar die Wäscherei mit modernster Technik und vieles mehr waren Teil dieses Werbefilms. Gezeigt wurde der Film u. a. auf den Schiffen der Südamerika Linie. Er wurde vermutlich von einem Pianisten oder Musik vom Grammophon begleitet. Dieser Film ist so ein besonderer Schatz, dass die Theater Companie ihn von Matthias Weibrich neu vertonen ließ. Bei der Uraufführung und der zweiten Vorstellung am Samstagvormittag verzauberten nun Weibrich am Klavier und Hauke Renken am Vibraphon (ein Instrument, das damals gerade besonders in Mode war) die Kinobesucher und versetzten sie zurück in das mondäne Bad Pyrmont der 1920er Jahre.
Die Theater Companie und das Museum versuchen nun die Musik und Film dauerhaft zusammenzubringen und einem noch größeren Publikum zugänglich zu machen.
Weitere Informationen zum Film
Ein Film der Döring Filmwerke Hannover 1924 im Auftrag der Bad Pyrmont AG
Aufnahmeleitung: Kunstmaler Karl Pindl
Photographie: Hugo Urban
Schrift: Hermann Bargheer
Laufzeit: 19.22 min
SW 35 mm
Restaurierung: Studio Hamburg Postproduktion GmbH
mit Mitteln des Museumsvereins im Schloss Pyrmont e. V., der Niedersächsischen Staatsbad Pyrmont Betriebsgesellschaft mbH und der Gesellschaft für Filmstudien e. V. im Niedersächsischen Filminstitut.
Initiator: Jörg Schade/Pyrmonter Theater Companie
Die Musik ist ein Kompositionsauftrag der Pyrmonter Theater Companie und eine Uraufführung.
Musikkomposition: Mathias Weibrich
Live Musiker: Mathias Weibrich – Klavier, Hauke Renken – Vibraphon
Museum Bad Pyrmont
Schloßstraße 13
31812 Bad Pyrmont
Telefon 05281 606771
Telefax 05281 969126
E-Mail: info@museum-pyrmont.de
Öffnungszeiten
täglich außer montags
von 10 bis 17 Uhr
Bitte beachten Sie die Hinweise zu den Feiertagen.
Eintrittspreise
Erwachsene 4 €
Kurgäste und Schwerbehinderte 3 €
Schüler, Studenten und Arbeitslose 2 €
Gruppen ab 10 Personen 2,50 € pro Person
Familienkarte 8 €
Weitere Hinweise zu den Eintrittspreisen.